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Tschüss Zucker, hallo Fitness!

Dieses Jahr ist mir etwas gelungen, was ich eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hätte!

Trotz aller happigen familiären Herausforderungen, vor allem mit meinen eigenen Senioren in der Deutschschweiz, habe ich es aus eigener Kraft geschafft, endlich und definitiv neue Lebensgewohnheiten anzunehmen! Ich bin 12 Kilogramm leichter geworden und fühle mich damit fast so gut wie bei meiner Heirat vor 35 Jahren, obwohl ich damals, mit 19 Jahren, unnötigerweise an meinem eigenen Normalgewicht herumnörgelte.

Wie aber ist mir das gelungen? Und warum bin ich mir so sicher, dass ich mein Gewicht jetzt definitiv stabilisiert habe? Gibt es dafür eine teure Wunderpille? Eine geniale App mit stolzem Abonnement-Preis? Einen einmaligen Coach mit hohem Salär?

Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, dass ich mich und meine Familie vollwertig und gesund ernähre. Ich koche täglich, oftmals mit frischem Gemüse und bis vor einem Jahr auch mit Eiern von glücklichen Hühnern aus dem eigenen Garten, backe mit Freude das eigene Vollkornbrot und die eigenen Kuchen, meist mit weniger Zucker als vorgesehen, kaufe schon seit vielen Jahren keine Wurstwaren mehr, bevorzuge vegetarische Menüs, esse aber schon hie und da Fisch oder Fleisch (ausser Schweinefleisch), kaufe abgesehen vom Käse nur halbentrahmte und ungesüsste Milchprodukte, esse täglich frische Früchte und lebe zudem alkohol- und nikotinfrei. Auch Kaffee und Tee trinke ich seit jeher ohne Zucker, Fruchtsaft stark verdünnt und Limonade kommt nur bei besonderen Gelegenheiten auf den Tisch. Dazu mache ich auch Gymnastik und gehe mehrmals pro Woche Velo fahren. Medikamente brauche ich zum Glück nur selten, z.B. bei Kopfschmerzen.

Das klingt doch alles schon recht gut, nicht? Warum aber brachte ich denn je länger je mehr Gewicht auf die Waage? Auch die Wechseljahre sind (trotz meines «hohen» Alters von bald 55 Jahren) bei mir noch nicht eingetroffen, der hormonellen Umstellung konnte ich die Schuld also nicht geben.

Tja, ich hatte da ein paar schlechte Angewohnheiten, deren ich mir teilweise bewusst war. Einige aber erkannte ich erst dieses Jahr und zudem musste ich beim alljährlichen Gesundheitscheck mit Blutanalyse sehen, dass mein Blutzuckerwert neuerdings den maximalen Normalwert ganz leicht überstieg. Es bedeutete, dass ich, wenn ich weitermachte wie bisher, in 5 bis 10 Jahren mit Diabetes Typ 2 rechnen konnte. DAS aber wollte ich keinesfalls! Ich hatte vor Jahren schon täglich die Insulin-Dosis für meine algerische Schwiegermutter (Analphabetin) berechnet und ihr diese gespritzt, wenn sie mit meinem Schwiegervater zusammen jeweils etwa sechs Monate pro Jahr bei uns wohnte. Ich sah es konkret, was ein Leben mit Diabetes bedeuten konnte, denn vieles beeinflusst den fragilen Blutzuckerspiegel eines Diabetikers, auch die Psyche! Aufregung und Stress allgemein lässt ihn schnell mal ansteigen …

Nun hatte ich die nötige Motivation, meine schlechten Gewohnheiten endgültig abzustreifen. Und seit vergangenem März hielt ich mich völlig freiwillig an folgende drei Prinzipien:

Es gibt nur drei Mahlzeiten in Mindestabständen von 4 bis 5 Stunden pro Tag. Dazwischen esse ich NICHTS! Tee und Kaffee, Zitronenwasser usw. sind natürlich erlaubt. Kaffee auch mit etwas Kaffeerahm. Aber es gibt keinen Keks und kein Schokoladestückchen dazu!

Früchte gibt es nur noch als Dessert! Und zwar gemässigt! Ich ging immer davon aus, dass Früchte gesund sind und so gab es da keine Grenze. Zehn Mandarinen oder ein halbes Kilo frische Kirschen (vom eigenen Baum) waren z.B. keine Ausnahme und auch Bananen, Äpfel, Kakis, Pfirsiche, Orangen, Trauben und Birnen ass ich nach Herzenslust. Zudem fand ich früher «überheblicherweise» immer, Früchte seien doch kein richtiges Dessert! Klar, wenn man sich den Luxus «gönnt», sie rund um die Uhr zu verzehren, weiss man sie als kostbares süsses Dessert nicht mehr zu schätzen!

Ich verzichte wenn möglich auf Zucker. Einmal pro Woche oder alle zehn Tage aber gibt es eine wunderbare Patisserie vom Bäcker oder auch selbstgebackenen Kuchen. Süsses esse ich, wenn schon, nur im Anschluss an eine Mahlzeit, eben als Dessert. Somit bleibt der Blutzucker stabil, weil der Zucker zusammen mit der ganzen Mahlzeit langsam verdaut wird. Er schiesst also nicht in die Höhe und fällt nach kurzer Zeit durch die starke Insulinausschüttung wieder ab und verursacht unweigerlich ein Hungergefühl.

Nur diese drei Prinzipien reichten also, wobei ich anfänglich am Abend zudem möglichst keine Kohlenhydrate oder nur sehr wenig davon ass, dafür aber mehr Gemüse und Proteine. Ich stürzte mich auch nicht mehr auf jedes praktisch täglich frischgebackene Brot – mit Vorliebe grosszügig mit Butter bestrichen – kaum zog ich es aus dem OfenI Und siehe da, die Kilos purzelten! Bereits Ende Juni war mein Blutzuckerwert auf ein wunderbar niedriges Niveau gesunken. Die Gewichtsabnahme hatte auch dazu beigetragen, denn mit weniger Übergewicht arbeitet der Körper mit der eigenen Insulinausschüttung viel effizienter.*

Die wichtigste Erkenntnis aber ist eindeutig der Zusammenhang vom Essen zwischendurch, dem Ansteigen und dann wieder schnellen Abfallen des Blutzuckers und dem unweigerlich auftauchenden Hungergefühl!

Warum wird das eigentlich nicht deutlicher kommuniziert? Wenn man überhaupt nichts zwischen den ansonsten ausgewogenen Mahlzeiten isst (und zudem möglichst auf Zucker verzichtet), dann kommt erst gar kein Hungergefühl auf! Oder stundenlang nicht, eben bis zur nächsten Mahlzeit.

Übrigens hat man viel weniger Lust auf Zucker, je weniger man davon konsumiert. Die Lust oder gar die Sucht nach Süssem verflüchtigt sich von selbst. Auch wenig Gesüsstes kommt einem dann schnell mehr als süss genug vor. Erstaunlicherweise ertrug ich im vergangenen Hitzesommer die extremen Temperaturen auch viel besser als früher. Ich schwitzte überhaupt nicht mehr so stark. Ob es mit dem Gewichtsverlust oder konkret mit dem schwachen Zuckerkonsum zusammenhängt, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass mir die Hitze am Schatten überhaupt nicht mehr zusetzte!

*Noch ein bisschen Theorie zum Stoffwechsel:

Wie funktioniert das, vereinfacht gesagt, mit der Verdauung von Zucker aller Art (dazu gehören auch Kohlenhydrate oder Alkohol)?

Über die Verdauung (Darm) gelangt der Zucker ins Blut. Der Körper braucht diesen als Energiespender. Damit der Blutzuckerspiegel nicht zu stark ansteigt, schüttet der Körper über die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Insulin ist ein Hormon und sorgt dafür, dass der Zucker von den verschiedenen Körperzellen aufgenommen wird. Überschüssiger Zucker wird in den Muskeln, in der Leber oder in Form von Fett gespeichert.

Der Zucker kann, wenn er im Blut ist, auch über Sport abgebaut werden. Der Körper braucht dann den Zucker direkt als Energie für die Muskeln, ohne dafür Insulin auszuschütten. Deshalb ist Sport gerade auch für Diabetiker sehr gut, um den Blutzucker stabil zu halten. Zu diesem Thema gibt es unzählige Internetseiten, die den Stoffwechselvorgang im Detail erklären. Zum Beispiel diese hier: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/ernaehrung-lebensweise/wie-gesund-sind-kohlenhydrate

Es ist auch interessant, sich vor Augen zu halten, welchen Zusammenhang es zwischen Diabetes und Übergewicht gibt: https://www.diabetes-deutschland.de/archiv/5006.htmhttps://www.diabetes-deutschland.de/archiv/5006.htm

Soviel zu meinem alljährlichen guten Vorsatz, schlechte Essensgewohnheiten meiner Gesundheit und meinem Wohlbefinden zuliebe definitiv abzulegen! 2022 habe ich ihn wirklich umgesetzt. Mit unerwarteter Leichtigkeit. Mein persönliches Erfolgserlebnis.

Anja Siouda, 31.10.2022

Photo: Thanks to Mali Maeder by Pexels

5 based on 1 reviews

2 Comments

  1. Rahel Wanner sagt:

    Liebe Anja,
    Zu dieser tatsächlich wichtigen und gesunden Ernährungsumstellung gratuliere ich dir! Schön, dass du dich daran gewöhnt hast.
    Das mit den Früchten wisst ich nicht – liebe es gar eine grosse Portion Fruchtsalat zum Frühstück zu essen…
    Will es auch probieren, einiges umzustellen . Für mich ist nicht der Verzicht auf Zucker die Herausforderung, sondern den Verzicht auf feinen Wein 😉.
    Aber das Gewicht muss auch um 6-7kg runter !! Nicht nur Diabetes, auch ♥️- Kreislauf Erkrankungen nehmen im Alte mit erhöhtem Gewicht und bei mangelnder Bewegung zu.
    Deshalb gratuliere ich dir . Lg Rahel

    • Anja Siouda sagt:

      Liebe Rahel, herzlichen Dank für deinen Kommentar und deine Gratulation. Also ich esse auch gerne eine Frucht zum Frühstück! Nur zwischen den Mahlzeiten esse ich überhaupt keine Früchte mehr und pro Tag höchstens zwei. Ja mit dem Wein ist es sicher schwierig. Mir sagte er nie etwas, das ist kein Verzicht für mich. Gutes Gelingen dir und liebe Grüsse, Anja

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