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Die Schweiz, ein Volk von Sammlern

Ich wette, Sie sammeln auch irgendetwas! Das liegt uns Schweizern doch im Blut. Kaffeerahmdeckeli, Fröschchen, Bade-Enten, Schildkröten, Dromedare, afrikanische Masken, Panini-Bildchen, Fünfer-Münzen, Rabattmarken … oder auch Pet- und Glas-Flaschen, Zeitungen, Blech- und Aluminium! Grad wenn’s um die Umwelt und das Recyclen geht, sind wir Weltmeister. Und auch wenn wir übers Sammeln etwas Geld sparen können, lassen wir uns gerne dafür motivieren. Die Kundenkarte Cumulus der Migros trägt ihren Namen ja nicht umsonst: Cumulus kommt vom lateinischen Verb cumulare, was anhäufen und ansammeln heisst.

Die virtuell gesammelten Punkte sind heutzutage hoch im Kurs. Bequem werden sie uns bei jedem Einkauf nach Vorzeigen der Karte automatisch gutgeschrieben und können später fast wie bares Geld verwendet werden, jedenfalls als Einkaufsgutschein oder -rabatt bei Grossverteilern wie Migros oder Coop. Natürlich gibt es auch jede Menge anderer Geschäfte, die uns Kunden mit solchen Karten an sich binden. Die Punkte bekommen wir für unsere Kundentreue, aber natürlich vor allem auch, weil wir den Marktleadern damit allerhand Daten über unsere Einkaufsgewohnheiten gratis und franko zur Verfügung stellen.

Erinnern Sie sich aber noch an die Avanti-, Silva-, Mondo- und Bea-Punkte? Das waren noch andere Zeiten! Man fand sie auf diversen Lebens- oder Waschmittelverpackungen und musste sie von Hand sorgfältig ausschneiden, zählen und horten!

Die Bea-Punkte bzw. den traditionellen Bea-Verlag gibt es sogar immer noch! Bea hat seine Konkurrenten Avanti-, Silva- und Mondo vor einigen Jahren aufgekauft und akzeptiert weiterhin alle drei Punktsorten fürs Einkaufen in seinem Fabrikladen in Brugg, per Versand oder im Internet-Shop www.bea.swiss. Wenn man direkt im Internet einkaufen will, kann man die sorgfältig abgezählten Punkte beim ersten Kauf oder auch im Voraus an den Bea-Verlag schicken und sich so ein persönliches Punkteguthaben-Konto eröffnen.

Etwas umständlich ist das natürlich schon im heutigen Internet-Zeitalter. Aber Bea bietet ein überschaubares, qualitativ ausgezeichnetes Spielzeug-, Haushalt- und Freizeitproduktesortiment an und mir persönlich kommt das sehr genehm, bin ich doch mit dem riesigen Angebot im Internet meistens überfordert. Abgesehen davon bin ich wirklich kein Shopping-Girl. Der bunte Bea-Katalog, den ich gerne noch auf Papier durchblättere, offeriert eine gute Auswahl, insbesondere an originellen Spielsachen (manche auch aus Holz) und Artikeln, die die Kreativität von Kindern anregen. Mein eigener Nachwuchs ist zwar längst erwachsen und ich bin noch nicht Grossmutter, finde aber bei Bea jeweils nette Geschenkartikel für Kindergeburtstage von jüngeren Freundinnen oder Bekannten und Nachbarn.

Als Kind und Jugendliche sammelte ich – mit der Pinzette und mit meiner Sehnsucht nach dem damals nie gesehenen Meer – nicht nur alle winzigen Müschelchen im Vogelsand meines Wellensittichs, sondern vor allem auch fast alle Punktesorten besonders fleissig. Gerne bestellte ich mir, da ich auch eine Leseratte war, hie und da einen günstigen schönen Avanti-, Silva- oder Mondo-Bildband. Bücher über fremde Länder, Filmstars oder auch Vulkane sprachen mich damals besonders an und einige habe ich auch heute, vierzig Jahre später, immer noch. Die Bea-Punkte und das Sortiment des Bea-Verlags lernte ich aber erst als Erwachsene und Mutter kennen.

Drei Silva-Bücher bekam ich sogar von meiner Grossmutter vererbt. Es sind die zwei Heidi-Bände in altdeutscher Schrift (1944 und 1946) und ein Robinson-Band (1951). Damals musste man die dank den Punkten stark vergünstigt erworbenen Bücher noch selber mit den entsprechenden Bildern bekleben.

Erinnern Sie sich noch an die weichen Semmeln, die Heidi in Frankfurt bei Klara heimlich sammelte, um sie der alten Grossmutter von Peter zu bringen, weil sie Mühe hatte, ihr altes Schwarzbrot zu kauen? Leider wurden die im Kleiderschrank versteckten Brötchen steinhart und somit ungeniessbar, aber falls Sie jetzt zuhause noch massenhaft Avanti-, Silva-, Mondo- und Bea-Punkte haben, die Sie nicht mehr brauchen, werfen Sie sie nicht fort! Sie können sie bei Bea für Kinderheime, Spitäler, Ludotheken, Waisenhäuser und andere karitative Zweck spenden, wie übrigens auch Ihre virtuellen Cumulus- und Supercard-Punkte!

Aus: Heidis Lehr- und Wanderjahre, Silva-Verlag 1944
5 based on 1 reviews

1 Comment

  1. Pasquet-Forrer Margrit sagt:

    als Schweizerin wohne ich nun schon seit 53 Jahren in Frankreich. Ich habe von meiner Mutter vor langer Zeit 3 Silva Rezeptbücher erhalten. Kürzlich, bei einem Wasserschaden ist eines dieser Bücher «ertrunken». Das hat mich sehr traurig gemacht, denn regelmässig suche ich noch heute jeweils Rezepte in diesen Büchern. Es handelt sich dabei um 3 Bände Schweizer Tafelfreuden und ein Brotbackbuch auch von Silva, die alle aus den 70iger Jahren stammen.Vielleicht kennen Sie diese ?

    Vielen Dank für Ihren Artikel der mich wirklich gerührt hat. (Vielleicht ein bisschen Heimweh ?)

    Liebe Grüsse

    Margrit Pasquet-Forrer

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